Innerschweizer Kulturpreis
Der Innerschweizer Kulturpreis wird regelmässig, seit 1974 jährlich, von der 1951 gegründeten Innerschweizer Kulturstiftung vergeben. Der Preis ist mit 25 000 Franken dotiert.
Innerschweizer Kulturpreis
Der Stiftungsrat besteht aus sieben Mitgliedern, von denen der Regierungsrat des Kantons Luzern zwei, die Regierungen der Kantone Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug je ein Mitglied delegieren. Geschäftsstelle ist die Abteilung Kultur- und Jugendförderung des Kantons Luzern. Der seit 1953, seit 1974 jährlich, vergebene Preis zeichnet bedeutende kulturelle Leistungen aus dem Gebiet der Zentralschweiz aus. Laut Stiftungsstatut kann die Auszeichnung als Literaturpreis und als Kulturpreis vergeben werden. Preisträgerinnen und Preisträger sind in der Regel Einzelpersonen, der Preis wurde ausnahmsweise auch schon an Institutionen vergeben (zuletzt 1984 an die Choral-Schola des Stiftes Einsiedeln).
Innerschweizer Kulturpreis 2023 an Daniela Schönbächler
Die Innerschweizer Kulturstiftung ehrt die bildende Künstlerin Daniela Schönbächler mit dem Innerschweizer Kulturpreis 2023. Mit ihren installativen und transdisziplinären Arbeiten, die sie im In- und Ausland realisiert, prägt sie auch das Bild des Kantons Zug. Inspiration für ihr Schaffen schöpft sie unter anderem aus ihrem nomadischen Leben
Daniela Schönbächler wurde 1968 in Zug geboren. Nach dem Studium der Architektur, das sie 1990 abschloss, war sie zwei Jahre im Büro des Tessiner Architekten Mario Botta tätig. Bereits während ihrer Studienzeit in Paris entstanden erste künstlerische Arbeiten im Bereich der experimentellen Fotografie. 1993 beschloss sie, ihr Interesse für die Kunst zu vertiefen und bildete sich in verschiedenen künstlerischen Medien weiter. Die Tätigkeit in der Atelierleitung bei einem venezianischen Künstler führte 1996 zur Gründung ihres eigenen Ateliers in Venedig; 1999 kam ein zweites Atelier in London hinzu. Verschiedene Aufträge veranlassten die Künstlerin, 2010 sich wieder vermehrt in ihrer Heimat aufzuhalten. Nach wie vor ist sie im Ausland als Gastdozentin aktiv etwa an der University of Arts (UAL) oder am Royal College of Art (RCA) in London. Seit 2018 ist sie zudem Lehrbeauftragte an der Hochschule für Architektur HEIA-FR in Fribourg. Sie lebt und arbeitet aktuell in der Schweiz (Zug) und Italien (Venedig).
Von der Architektur zur Kunst
Prägend für ihren künstlerischen Werdegang waren die Stationen in Venedig und London, wo sie erste Erfahrungen sammeln und mehrere installative Werke realisieren konnte. Zentrum ihres Wirkens blieb ihr Interesse für die Kategorie des Raums. Während diese in der Architektur stets an eine Funktion gebunden ist, interessierte sich Daniela Schönbächler zunehmend für einen freien künstlerischen Umgang mit dem Thema des Räumlichen und seiner Wahrnehmung. Dieser erweiterte Kunstbegriff führte zu einer engen Verflechtung ihrer unterschiedlichen Kompetenzen, die sich direkt in den Werken manifestiert. Dabei beflügelte insbesondere die dynamische Kunstszene Grossbritanniens ihre Experimentier-freude und bot der Künstlerin Gelegenheit, sich an grössere Arbeiten im öffentlichen Raum zu wagen. Zu ihren wichtigen Werken gehören die Installation «Wilder Walk» (2011) in der Innenstadt von London sowie die Kunst und Bau Arbeit «The Lantern» (2017), die als Wahrzeichen des Oxforder Stadtteils Westgate gilt.
Transdisziplinäre Praxis
Bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Installationen geht es stets darum, dass die Kunst Teil des Raums und des Bauwerks wird. Dadurch möchte die Künstlerin die räumliche Wahrnehmung der Betrachtenden intensivieren. Schönbächler setzt dabei auf ein komplexes Zusammenspiel von Dimensionen, Materialien und immateriellen Elementen wie etwa Licht. Wiederkehrendes Element in ihrem Oeuvre ist der Werkstoff Glas, der sie gerade durch seine Wandelbarkeit und Lichtdurchlässigkeit fasziniert. Dass die meisten ihrer Arbeiten im öffentlichen Raum stehen, ist kein Zufall, denn ein wesentlicher Aspekt ihrer künstlerischen Praxis besteht darin, die Beziehung zwischen dem Kunstwerk, seinen Betrachtenden und seiner unmittelbaren Umgebung zu reflektieren.
Interaktion mit dem Menschen
Die intensive Ausstrahlung von Schönbächlers Arbeiten hängt stark mit dem Thema der Bewegung zusammen – und zwar in doppelter Hinsicht. Dadurch dass sich die Kunstwerke bewegen oder verändern, entsteht zugleich eine Vervielfachung des Blickes darauf. Die Lichtbilder und Reflexionen der Installationen erzeugen eine konstante Wechselwirkung zwischen Werk, Körper und Umgebung und schaffen damit laufend neue räumliche Situationen. Die Umsetzung ihrer Arbeiten entsteht häufig in enger Zusammenarbeit mit Spezialistinnen und Spezialisten wie etwa bei der Installation «Infinitum» (2018) im Foyer der Hirslanden AndreasKlinik in Cham. Die Verwendung von teilverspiegeltem Spionglas ermöglicht eine permanente Transformation des Werkes, das je nach Tageszeit und Licht anders in Erscheinung tritt. Diese Form der Lebendigkeit hebt nicht zuletzt die Grenzen zwischen belebter und unbelebter Materie auf und erinnert die Betrachtenden sowohl an die Endlichkeit des Lebens als auch an seine Erneuerung in der Kunst.
Der Stiftungsrat der Innerschweizer Kulturstiftung würdigt Daniela Schönbächler mit der Vergabe des Innerschweizer Kulturpreises und einem Preisgeld von 25 000 Franken für ihre transdisziplinären und installativen Arbeiten in den Bereichen der Bildenden Kunst, der Architektur, der Fotografie und der digitalen Kunst. Ihre Arbeiten und Kunst und Bau Projekte sind in der Zentralschweiz wie auch international platziert und haben eine grosse Strahlkraft.
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